Der Roman spielt im Juni 2007, in dem Jahr, als in Deutschland, an der Ostseeküste, in Heiligendamm ein Gipfeltreffen der Staatsführer der acht mächtigsten Staaten der Welt stattfand. Im Anschluss des Treffens wird ein Polizeihubschrauber abgeschossen mit 5 Insassen an Bord, die alle sterben. Die Täter werden schnell im Lager der Globalisierungsgegner vermutet und bald wird auch die Tatwaffe gefunden und im Fernsehen präsentiert. Es handelt sich um eine selbstgebaute Kanone. Frank Schütz, der Ich-Erzähler, erkennt sie sofort. Er hat sie ein paar Jahre zuvor zusammen mit seinem väterlichen Freund, Leo Fetzner gebaut.
Das Buch ist einerseits ein spannender Thriller, eine Reise in die Vergangenheit, das Portrait einer verrückten Freundschaft, aber es gibt einen doppelten Boden.
Der moderne Roman ist ein Entwicklungsroman. Das ganze Leben ist ein Entwicklungsroman. Man entwickelt sich von einem plärrrenden, unwissenden Fäkaliengenerator zu einem selbstbewussten, selbstbestimmten, vernünftigen Individuum, das dann irgendwann seinen Zenit überschreitet, in Rente geht und zu Staub wird.
Doch, wenn das zur Autonomie strebende Subjekt sich seine Autonomie aus den Notwendigkeiten des schon Bestehenden zuschreiben lassen muss, dann ist es mit der Autonomie ja nicht so weit her. Dann kann man das Ganze ja auch Anpassung nennen. „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit“ ist eine schöne Zusammenfassung für diesen Entwicklungsroman. Oder: „Sich die Hörner abstoßen.“ Oder: „Seinen Platz in der Welt finden.“
Fetzner verweigert sich diesem Konzept. Er beharrt auf seinem Eigensinn, auf dem, was sich nicht vergesellschaften lässt.
Aber wie lässt sich der Eigensinn realisieren? An dieser Frage arbeitet sich der Roman, arbeitet sich Fetzner ab und wenn man das Ergebnis betrachtet, muss dies natürlich höchst widersprüchlich sein. Es oszilliert zwischen Schönheit und Bosheit.
An einer Stelle sagt Fetzner: „Man sollte immer alles, was man getan hat, sozusagen durchstreichen. Man sollte sich davor hüten, irgendetwas zu akkumulieren. In unserer Zivilisation ist man da zwar im Allgemeinen anderer Meinung, umso wichtiger ist es, gerade seinen eigenen Werken gegenüber eine negative Ökonomie zu üben, eine Ökonomie also, bei der Aufbewahren und Anhäufen tabu ist. Dabei soll man durchaus etwas tun, von mir aus auch etwas Gutes. Aber in dem Moment, in dem es getan ist, muss man es durchstreichen, annihilieren. Es gibt ohnehin nur ein einziges Werk, das man in seinem Leben zu Stande bringt: den eigenen Tod – und davon sollte man sich nicht ablenken lassen.“
Lesen Sie einen Textauszug aus dem Buch…
Oh Tapirtier,
Roman, Conte-Verlag,
Saarbrücken, 2010
(…) Endlich mal ein deutscher Autor, der Mumm und Witz in Kopf und Schreibhand zu bieten hat. Und sich nicht davor scheut, auch mal provokante und Revoluzzer Themen zu verarbeiten. Bitte mehr davon!
Fünf Sterne – aber dicke!
Ganz klar fünf Sterne, möglichst dick aufgemalt. Danke, lieber Conte Verlag, möchte man sagen, danke, dass ihr dieses Buch verlegt habt, Danke auch an Andreas Dury für ein sehr gelungenes Buch mit einem sehr sympathischen Anti-Helden, mit einem noch unsympathischeren Gegner, Danke für so viel Lesespaß!