Marianne, zog kurz nach Sylvester bei uns ein und ich glaube, es war Mitte Februar, als die Sache mit unserem Boot anfing.
Ich saß vor dem Fernseher und sah mir eine Sendung über japanische Mädchenschulen an. Bei einer musste in der letzten Klasse jedes Mädchen ein Boot bauen. Die Schule stellte den Bauplan und das Material. Zuerst war ein Holzrahmen herzustellen, der mit einem Baumwolltuch bespannt wurde. Zahlreiche Lackschichten machten das Tuch zu einer stabilen Haut. Nach mehrwöchiger Bauzeit war das Boot, eine Art einsitziger Kajak, fertig. Der Abschluss der Schulzeit bestand in einer nächtlichen Ausfahrt. Am Ufer eines Sees richteten die Lehrer und die Familienangehörigen das Festmahl. Überall waren Fackeln aufgestellt. Die Mädchen mussten in ihren Booten auf den See hinausfahren und zurückkehren. Wer absoff hatte sich das selbst zu verdanken.
Marianne, die in der Küche war und das Abendessen zubereitete, rief: »Wir sollten in diesem Sommer unbedingt einmal zusammen wegfahren.«
Bei Tisch sagte ich: »Wir bauen ein Boot.«
Ben und Marianne waren erstaunt.
»Ja«, sagte ich, »ein Boot. Wir bauen es selbst und in den Sommerferien fahren wir damit ans Mittelmeer.«
Marianne meinte, das ginge doch gar nicht. Ich holte die große Frankreichkarte und zeigte es ihr. Auf der Saar über den Rhein-Marne-Kanal in die Marne, dann über den Marne-Saone-Kanal in die Saone, über die Saone nach Lyon, über die Rhone bei Arles in den Rhone-Marseille-Kanal und schließlich über den Kanal von Port Saint Louis ins Mittelmeer. Ben fragte, ob ich überhaupt wüsste, wie man ein Boot baut. Ich sagte, dass ich es gerade im Fernsehen gesehen hätte. Marianne fragte, wie groß ein solches Boot denn werden würde. Ich sagte, das sei nicht schwer herauszufinden. Wir setzten uns alle hintereinander auf den Küchenfußboden. Zuerst Ben, dann Marianne, dann ich. Ich machte eine Markierung hinter meinem Rücken auf den Boden und gab den Bleistift nach vorn, sozusagen in den Bug, damit Ben vor seine Füße ebenfalls einen Strich zog. Ich maß vom Bug zum Heck vier Meter und gab noch fünfzig Zentimeter Stauraum hinzu.
»So«, sagte ich, »dann können wir also loslegen. Das Boot wird 4 Meter 50 lang, sechzig Zentimeter breit und ebenso tief.«
Marianne sagte: »Na ja. Ich weiß nicht.«
Als nächstes musste festgelegt werden, aus welchem Material wir das Boot bauen würden. Ich sagte: »Wir müssen ein Material wählen, das erstens wenig kostet und mit dem zweitens jeder von uns umgehen kann.«
Marianne räumte den Tisch ab und begann das Geschirr zu spülen. Ich nahm an, dass dies ihre Art war, sich auf unser Thema zu konzentrieren. Ben meinte, er müsse noch etwas für die Schule arbeiten, außerdem sei er müde und würde bald ins Bett gehen. Ich blieb an diesem Abend noch lange wach und zerbrach mir den Kopf.
Als die Sonne aufging, hatte ich zwei Flaschen Wein ausgetrunken. Der Tisch, an dem ich saß, war mit Papieren übersät, auf denen das große Werk vorgezeichnet war. Als Marianne hereinkam, konnte ich ihr mitteilen, dass ich jetzt wüsste, aus was wir das Boot bauen. Sie fragte, ob ich schon beim Sender angerufen und mich krank gemeldet hätte.
»Jetzt hör mir doch mal zu.«
»Nein, ich hör dir nicht zu. Ruf erst beim Sender an. Oder willst du in diesem Zustand aus dem Haus?«
Natürlich hatte sie recht. Ich ging zum Telefon und versuchte die Nummer zu wählen. Da merkte ich, wie angeschlagen ich war und fürchtete mich vor dem Gespräch mit meiner Redakteurin.
»Tu mir einen Gefallen«, sagte ich, »ruf du für mich an.«
»Weißt du, dass das saupeinlich ist?«
Ich wusste es, aber mir stand Wichtigeres bevor, als Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Ich legte mich ins Bett und schlief sofort ein. So kam es, dass ich Marianne und Ben erst am Nachmittag vorschlagen konnte, das Boot aus Pappmaché zu bauen. Ich hatte damit gerechnet, dass sie nicht auf Anhieb verstanden, wie gut dieser Vorschlag war. »Erstens kostet es so gut wie nichts«, sagte ich, »zweitens kann jeder damit umgehen, drittens ist es leicht und viertens wird es aus Papier hergestellt und ist somit ein dem Journalisten vollkommen angemessenes Material.«
Marianne schüttelte den Kopf und weil ich sie damals noch nicht lange kannte, nahm ich an, dass es ihre Art war, Zustimmung auszudrücken. Ben sagte nichts, sondern zwirbelte an seinen Haaren, die ihm in langen ungewaschenen Strähnen vor dem Gesicht baumelten. Dazu sagte er »Dreadlocks«. Das gehörte zu den Dingen, die mir überhaupt nicht gefielen. Ich dachte, gerade wegen Ben ist es eine wunderbare Sache, das Boot zu bauen. Wenn er ein richtiges Ziel vor Augen hat, wird er sich diese Flausen von selbst abgewöhnen.
Mariannes Auto wurde aus der Garage verbannt und diese in »Werft« umbenannt. Ich sichtete unsere Bestände. Von meinem Versuch, eine Fußbodenheizung zu bauen, war noch eine Spirale von etlichen Metern Kupferrohr übrig. Außerdem fand sich eine große Rolle Maschendraht. Der stammte von dem an unserer Tierliebe gescheiterten Kaninchenzuchtprojekt. Ben half mir widerwillig. Er ließ keine Gelegenheit aus, mir mit seiner Ignoranz auf die Nerven zu gehen.
»Heizungsrohr, Pappmaché, Hasendraht. Wenn das mal ein Boot wird, fress ich einen Besen!«, meinte er.
Das Kupferrohr fügten wir zu zwei Ovalen. Das eine, größere, sollte das Dollbord werden, das kleinere den Umriss des Bodens bilden. Zwischen die beiden Ovale löteten wir aufrechtstehende Rohre ein, die Spanten. Das Ganze wurde mit Maschendraht bespannt. Nach drei arbeitsreichen Tagen war das Gerippe fertig. Ich hatte mich bei der Formgebung an den normannischen Kriegsschiffen orientiert, die wir letztes Jahr in Dänemark in einem Wikingermuseum gesehen hatten. Marianne sagte, es sähe aus, wie eine abgebrannte Badewanne.
Nun machten wir uns an die Herstellung des Pappmachés. Keiner von uns hatte eine klare Vorstellung davon, wie viel man benötigt, um ein viereinhalb Meter langes, sechzig Zentimeter breites und sechzig Zentimeter tiefes Boot zu bauen. Als wir am ersten Abend dieses Bauabschnitts zu dritt im Wohnzimmer saßen, hatte ich zunächst das Gefühl etwas Richtigem und Gutem beizuwohnen. Da, wo normalerweise unser Tisch stand, waren die Zeitungen und Telefonbücher aufgeschichtet, die ich vorher bei unseren Nachbarn eingesammelt hatte. Wir saßen nebeneinander auf der Couch und jeder hatte einen unserer drei Eimer vor sich. Marianne den roten, Ben den blauen und ich den aus Zinkblech. Unsere Gesichter waren verschlossen und wir redeten nicht viel, sodass ich vermutete, meine Familie würde genauso wie ich von der Bugwelle träumen, die uns schon bald auf den Wasserstraßen Europas vorauseilen würde. Nachdem sie schon zwanzig Minuten lang Papier in Papierschnipsel verwandelt hatte, sagte Marianne: »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mir das hier noch lange antue.
Ich erwiderte: »Wir haben es doch schon bald geschafft.«
Sie fragte: »Wieviel von dem Zeug brauchen wir überhaupt? Das hast du doch sicher ausgerechnet.«
Ich meinte, dass ich es zwar noch nicht ausgerechnet hätte, aber erfahrungsgemäß würde man immer weniger brauchen, als man befürchte.
Daraufhin stellte sie den Eimer weg und sagte: »Ich zerreiße keine einzige Seite mehr, bevor ich nicht absehen kann, wie lange du uns mit diesem Schwachsinn belästigst.«
Ich errechnete die erforderliche Menge und sagte: »Ach, so viel ist es gar nicht.«
»Wieviel?«, fragte sie.
Ich sagte, sie solle doch bedenken, dass wir hier ein ganz neues Material für den Schiffsbau entdeckten.
»Wieviel?«, fragte sie nochmals.
Ich sagte: »Einen halben Kubikmeter.«
Daraufhin legten Ben und Marianne die Arbeit nieder. Ich versuchte sie an ihre Pflichten zu erinnern.
»Es war eure Idee«, fing ich an, wurde aber sofort niedergeschrien. Dann sagte ich nichts mehr. Ich trug die Altpapierstapel hinaus in die Werft und stellte auch die drei Eimer d
azu.
Obwohl ich von nun an auf mich allein gestellt war, machte das Boot gute Fortschritte. Ich ließ meine journalistische Arbeit fast völlig ruhen und erlaubte es Marianne, die früher in der Frauenbewegung aktiv gewesen war, unser Geld alleine zu verdienen. Außerdem verzichteten wir auf unseren Sommerurlaub. Ich baute aus unserem Küchenbeil und einer Eisenstange ein in die Bohrmaschine einzuspannendes Werkzeug, mit dem man Telefonbücher pürieren konnte. Damit war es möglich, in einer Stunde zehn Liter Pappmaché herzustellen. Anfang August war der Bootskörper fertig.
Pappmaché hat eine extrem lange Trocknungszeit. Der Bootsbau tritt ein in die Phase der Muse und der Naturbetrachtung. Ich lernte jeden Sonnenstrahl auszunutzen und das geringste Zeichen eines bevorstehenden Regengusses zu erkennen. Stunden und Tage verbrachte ich auf unserem Balkon. War das Wetter schön, schob ich das Boot in die Sonne, kündigte sich Regen an, fuhr ich es in die Werft zurück. Überdies fand ich nun Zeit, mich den grundsätzlichen Fragen zu stellen. Wie verwirklicht das Boot seinen Vorwärtsdrang? Heischt es nach einer Besegelung? Will es mittels Ruder, Riemen oder Paddeln angetrieben werden? Neigt es gar zu einem Verbrennungsmotor? Außerdem: Wie bekommt man es wasserdicht?
Am 30. Oktober war das Boot fertig. Es hatte einen Boden aus Aluminiumblech und ein halbes Dutzend Lackschichten bekommen. Motorisiert war es mit einem 3 PS Evinrude-Außenbordmotor aus den siebziger Jahren, den ich bei eBay gefunden und ins Heck eingebaut hatte. Am Abend nagelte ich ein Lattengestell zusammen, mit dem man das Boot auf dem Autodach transportieren konnte. Die Jungfernfahrt fand an Allerheiligen statt. Das Wetter war ideal. Keinerlei Frostgefahr, der Regen hatte nachgelassen und Marianne konnte endlich einmal ihre wasserdichte, aber atmungsaktive Winterjacke ausprobieren.
Es war ein erhebender Augenblick, als das Boot ins Wasser glitt und auf den sachten Wellen schaukelte. Ich konnte Marianne gerade noch daran hindern, die Flasche Sekt, die wir zur Taufe mitgenommen hatten, gegen die Bordwand zu schleudern. Dann stieg ich ein. Ben, der zunächst am Ufer bleiben sollte, hatte die Leine in der Hand und ich riss den Motor an. Der brüllte sofort los und entwickelte einen so plötzlichen und so starken Vortrieb, dass Ben vor Schreck den Tampen losließ. Im nächsten Moment soff der Motor ab. Ich trieb steuerlos saarabwärts. Unzählige Male zerrte ich am Seil und versuchte den Motor wieder in Gang zu bringen. Bis mir die Lunge lappenweise aus dem Hals hing, versuchte ich es. Aber es half nichts. Er sprang nie wieder an. Er war nur einmal angesprungen, um mich in die Flussmitte zu katapultieren und dort der Strömung zu überlassen.
Das Boot war nicht so konstruiert, dass man es mit den Händen hätte manövrieren können. Über das Dollbord hängend erreichte ich das Wasser gerade mit den Fingerspitzen. Langsam trieb ich auf die Burbacher Schleuse zu. Meine Angehörigen liefen am Ufer neben mir her und waren unfähig, möglicherweise auch unwillig, etwas Hilfreiches zu unternehmen. Immer näher hörte ich das Rauschen des über die Kante stürzenden Wassers. Nur millimeterweise gelang es mir, mich aus der Strömungslinie herauszuarbeiten, aber schließlich spürte ich ein Reiben im Boden und das Boot wurde von den wackeren Kieseln am Ufer gebremst.
Wir trugen es auf dem Treidelpfad zu der Stelle zurück, wo das Auto geparkt war. Ich war bester Stimmung.
»Es schwimmt«, sagte ich, »und es ist aus Pappmaché. Habt ihr gesehen, wie stabil es im Wasser liegt? Und hat so gut wie nichts gekostet.«
Marianne sagte: »Allein der Lack hat über hundertzwanzig gekostet. Der Motor sechzig. Von meinen Nerven und deinem Verdienstausfall will ich gar nicht reden.«
Ben sagte nichts. Vielleicht hatte er Schuldgefühle, weil er die Leine losgelassen hatte.
Am Auto angekommen erwartete uns eine neuerliche Anfechtung. Das Gestell, mit dem wir das Boot transportiert hatten, war verschwunden. Eine Zeit lang suchten wir die zugewucherte Uferböschung ab. Es dämmerte und Ben entdeckte in etwas größerer Entfernung einen Feuerschein. Marianne fing an zu lachen. Ich konnte ein Benzinfass erkennen, aus dem Flammen schlugen. Drei Gestalten standen drumherum und wärmten sich. Da war nichts mehr zu machen.
Die Fahrt zurück in die Werft wird von uns allen nur selten erwähnt. Wir verzurrten das Boot auf dem nackten Autodach. Es wippte so beträchtlich, dass Marianne sich in die Fensteröffnung der Beifahrertür setzen und das Boot vorne rechts festhalten musste. Ben ragte mit seinem Oberkörper aus dem hinteren linken Fenster und fixierte das Boot heckseitig. Wir fuhren los. Es war inzwischen dunkel. Es nieselte. Ein böiger Ostwind kam auf. Es war kein Nachteil, dass Marianne ihre wasserdichte, aber atmungsaktive Winterjacke anhatte. Wenn ich mich nicht verfahren hätte, wäre es nach etwa einer Viertelstunde überstanden gewesen. Manchmal nutzt Marianne diese Erinnerung, um mich zu demütigen.
Nun begann die kalte Jahreszeit. Marianne forderte die Garage zurück. Ich baute im Garten einen Unterstand, worin das Boot mit dem Boden nach oben auf drei Böcken liegend überwinterte.
Der Evinrude-Motor ließ sich nicht mehr reparieren. Ich erwarb einen gebrauchten Honda Viertakter mit Luftkühlung, der tadellos funktionierte. Dafür, dass er nur knapp 2 PS hatte, produzierte er einen beachtlichen Lärm und wenige Minuten Vollgas genügten, um den ganzen Garten in einen blauen Nebel zu hüllen.
Im Frühjahr, genauer gesagt am 11. April begann ich mit den Vorbereitungen für unsere erste Reise. Ben half mir, das Boot aus dem Unterstand zu heben. Es war schwerer, als wir es in Erinnerung hatten. Wir entdeckten Stellen in der Bordwand, die weich geworden waren und sich eindrücken ließen wie Schaumgummi. Es bestand kein Zweifel, Wind und Wetter hatten ihm zugesetzt, das Pappmaché hatte Wasser gezogen.
»Nun ist es aber wirklich genug«, sagte Marianne, als ich ihr die Schäden meldete, »jetzt wirst hoffentlich auch du einsehen, dass es das falsche Material ist.«
Als erstes restituierte ich die Werft. Dann begann ich, den Lack über den erweichten Stellen abzuheben und das nekrotische Gewebe zu entfernen. Es war ein verregnetes Frühjahr. Ich konnte das Boot nur selten in die Sonne schieben. Mitte Juni war die Feuchtigkeit endlich ausgeschwitzt. Ich brachte neues Material auf, wartete eine erneute Trocknungsphase ab und überzog schließlich den ganzen Bootskörper mit zwei weiteren Lackschichten. Inzwischen war es Anfang August. Als ich die Mannschaft für die erste Ausfahrt mustern wollte, weigerte sich Marianne, mitzukommen. Ben weigerte sich ebenfalls, aber da er noch nicht volljährig war, nützte es ihm nichts. Und da war dann noch Klaus. Er war der einzige aus meinem Bekanntenkreis, der hin und wieder noch anrief.
Wir gingen am Slip des Burbacher DLRG zu Wasser. An Bord befanden sich Ben, Klaus und ich, sowie eine Tasche mit Proviant, eine Angelausrüstung und ein Kasten Bier. Wir fuhren flussaufwärts Richtung Saargemünd. Es war eine herrliche Fahrt. Unser Motor schrie wie ein Rudel Papageien an den Gestaden des Amazonas. Tier und Mensch standen winkend am Ufer. Wir überwanden zwei Schleusen und kehrten am frühen Abend um. Dass der Schleusendienst inzwischen Feierabend hatte, störte uns nicht. Wir luden das Boot aus, trugen es um die Schleuse herum, setzten es wieder ins Wasser, verstauten die Ladung und fuhren weiter. Allerdings kam es uns über die Maßen schwer vor. Nun gut, Klaus und ich hatten fast den ganzen Kasten Bier ausgetrunken. Zweifellos verfügten wir nicht mehr über das ganze Ausmaß unserer Körperkraft. Ben wollte ein Rinnsal bemerkt haben, das sich heimlich durch einen Spalt zwischen der Bodenwanne und der Bordwand ins Erdreich ergoss. Wir diskutierten das Phänomen ausgiebig. Auch Klaus wollte es als ein Leck interpretieren. Bei der zweiten Schleuse packten wir das Boot kaum noch. Es lag von Meter zu Meter tief
er im Wasser. Wir gaben Vollgas. Allmählich wurde es dunkel. Ben und Klaus fürchteten, das Pappmaché söge sich voll und es sei eine Frage von Minuten bis wir untergingen. Mein Vorschlag, es als das normale Verhalten junger Boote zu betrachten, die bekanntermaßen erst nach einiger Zeit ihre optimale Lage im Wasser fänden, wurde viel zu wenig beachtet.
Mit Müh und Not erreichten wir die Stelle, wo wir gewassert hatten und das Auto stand. In der Nähe fand ein Grillfest statt und ein paar kräftige Burschen halfen uns, das triefende Boot aus dem Wasser und aufs Autodach zu hieven.
Am nächsten Tag zersägte ich das Boot, damit es in den Kofferraum passte. Auf der Mülldeponie musste ich dreißig Euro für die Entsorgung bezahlen. Irgendwie war ich glücklich.
Ben sagte: »Das ist der größte Schwachsinn, den ich je erlebt habe. Achtzehn Monate an einem Boot bauen, das dann nach der ersten Fahrt kaputt ist.«
Ich sagte, das sei nicht untypisch, auch die Titanic habe nur eine Fahrt gemacht.
»Ja«, sagte er, »aber das war eine Katastrophe, und keiner wäre auf die Idee gekommen, deswegen glücklich zu sein.«
Ich gab zu bedenken, dass dies möglicherweise zu den Fehlern gehörte, die damals gemacht worden waren.